14.03.2013

ein Jahr später - eine Entwicklung - und ein paar Worte


Ein paar Worte von mir, ja, die gibt es heute.

Aber erstmal zum Shooting: fast genau ein Jahr später ist es und ich treffe die jetzt gar nicht mehr so kleine Hanna wieder, mitsamt ihrer Eltern. Ort: Kuhstall. Ok. Mir war gar nicht so sehr bewusst, dass nicht nur ICH eher ungewöhnliche Orte zum Fotografieren gut finde, sondern dass sogar Kunden sagen: wir hätten das gerne so! Denn das passt, das Kind liebt die Kühe und, total mitgedacht, bei blödem Wetter haben wir dort Platz und Licht. Cool!
So getan. Spaß hat es gemacht!
Die Mischung aus Portrait + Beobachtung von echten Situationen macht für mich den Reiz dieser Strecke aus. Das Strahlekind war natürlich sowieso umwerfend.


So, und nun will ich euch noch was erzählen.
Ich beobachte schon lange eine Entwicklung in der Kinderfotografie, ganz speziell betrifft das die Sparte der sogenannten "Newborn". Dort entwickelt sich ein echter Trend, der, selbstverständlich, aus den USA kommt und gleich auch noch Backdrops und Props mitbringt. Bitte was?
Ja, das habt ihr richtig gelesen. Backdrops sind die neuen Hintergründe, auf Leinen (oder andere Materialien) gedruckte Fotomotive, Muster, Oberfächen, sie können auch als Böden genutzt werden - Holzdielenoptik ist sehr beliebt. Props sind alles, was schmückt und vor allem alles, in das sich ein Baby hineinlegen lässt und womit es verniedlicht werden kann: Körbe, Kisten, Mützchen, Höschen, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!
Soweit, so gut.

Es passiert allerdings etwas mit diesen meist wirklich wunderschönen Arbeitsmitteln, was ich nicht verstehe und mittlerweile nicht mehr nur belächeln kann, sondern sehr unschön finde.....


Eine Verniedlichungs- und Verschmückungswelle rollt durch die Fotografenstudios. Auch noch schön.
Doch oft sehe ich ein Bild und denke: hui, ganz schön vollgepacktes Still! Dann entdecke ich aber doch noch ein sorgfältig drapiertes Baby, wie es mit seinen gefalteten Ärmchen grade noch so aus einem Blumentopf schaut und dabei von einer wolligen Hasenohrenmütze versteckt wird. Hinten: dieses eine Muster. Unten: dieser eine dunkle Holzboden. Hab ich irgendwie schon mal gesehen. 
  Nicht nur irgendwie fällt mir auf, sondern genauso und zwar auf gefühlten 10 Seiten von Fotografinnen 
Dieses Bild in auffällig ein und der selben Variante, die vor allem durch eines besticht: mehr, mehr und noch mehr Accessoires, nach genauem Hinschauen ist jeweils irgendwo noch ein Kind zu entdecken.

Weiter geht's. Unter diesem irrtümlich als Still erkannten, bei facebook gezeigten Bild reihen sich begeisterte Ausrufe von anderen Frauen (Müttern?) in wilder Hektik untereinander, man überschlägt sich, ist entzückt, will sowas auch!!!
 Klinge ich neidisch? Ne, das ist es nicht. Jetzt kommt's nämlich. Das Bild ist sch...lecht .
Schlecht gemacht. Schlimme Bearbeitung. Der lieblos und nicht glatt auf den Boden gelegte Dielenbackdrop wellt sich eindeutig künstlich im schlecht positionierten Licht.
Aber sie hat bei Dawanda in einem der niedlichen Lädchen ein passendes Set aus Mütze, Hose und Möhre gekauft, ihre Backdrops aufgehängt und hingelegt und ein zauberhaftes Bild mit bedenklicher Schieflage produziert.
Die Frauenwelt WILL DAS AUCH JETZT!
Was denn bitte? Eine Ostereiersuche mit Baby? Ein zuckerwattefarbenes Ensemble aus Gieskanne und Holzschriftzügen die um eine Vintagewanne herum aufgebaut sind, in welcher sich ein Neugeborenes, eingehüllt in 25 Decken, versteckt?
Will hier einer überhaupt BABY-Fotos?

Und damit ihr mich ganz richtig versteht kommt jetzt noch mehr.
Denn ich will nicht keine Deko in den Fotostudios dieser Welt.
Ich erwarte nicht, dass nie wieder jemand mit großer Freude einem süßen Baby ein Strickmützchen aufsetzt.
Ich habe keine unrealistischen Anforderungen.

Denn:

Ich kenne Fotografinnen, die können das! Ich schaue ihre Babybilder an, sehe die einzigartig gestalteten Sets, die Accessoires und gerate ins Schwärmen. In meinen Gedanken sehe ich mich schon ein ähnliches Bild bei einem nächsten Shooting fotografieren, so gut finde ich das.

Meine Lieblingsfotografin aus dem Bereich ist Mandy Karow. Jedes ihrer Bilder gefällt mir, ist liebevoll gestaltet und so toll umgesetzt - bei ihr bin ich inspiriert und jedes Bild schafft etwas Neues!
Ihr Bilder stehen beispielhaft, aber für mich herausragend, für viele kreative Babyfotografinnen.

Wirklich! Diese Fotografinnen haben Ideen, sind kreativ, gehen mit offenen Augen durch die Welt (wahrscheinlich kreischen sie allerdings genauso verzückt wie die anderen, wenn sie bei Ikea einen neuen Weidenkorb entdecken), lassen sich für jeden Kunden etwas Neues einfallen und suchen immer wieder nach dem richtigen Licht, der besten Perspektive, dem ganz genau richtigen Moment zum Auslösen. Diesen Bildern sieht man all das an, eines ist schöner als das andere
und beim Betrachten denke ich...ICH WILL DAS AUCH JETZT!
Naja. Nicht ganz :)
Was ich wirklich will ist, dass Leute Bilder wünschen, weil sie Erinnerungen haben möchten und sich nicht mit schlecht gemachter Niedlichkeit übertrumpfen wollen. Ob sie dabei die handwerklich und kreativ ausgezeichneten Bilder voller hübscher Details wählen oder schlichte Bilder, die fast ausschließlich durch Haut & Nähe berühren, ist egal.
Ich wünsche mir, dass Kunden Fotografen wählen, weil diese gute Bilder machen und dass Kunden und Dienstleister nicht blind einem Trend hinterherhecheln. Bei so vielen geht das nämlich nicht nur auf Kosten eines Minimums an Kreativität, es fehlt zudem vollständig an Individualität und so oft scheitert die Umsetzung an der mangelnden handwerklichen Kunst.
Ich selber finde Neugeborenenfotografie, nein, ich sage NEWBORN, denn das Wort ist nicht so sperrig, total schön und jedes Shooting ist ein Erlebnis. Mein Weg ist eher schlicht, aber ratet mal, was ich vor ein paar Tagen gebastelt habe? Ja, genau, ein Haarband mit Rosen (zuckersüß!)! Und dann noch eines mit kleinen Hortensienblüten, ach Gott, es ist zu niedlich! Vielleicht trifft es auch mich und ich suche demnächst mit großer Leidenschaft nach allem, was ein Baby beherbergen kann. Die Technik, die kann ich ja schon.

Wenn es sich ergibt, bin ich weiterhin auf Wiesen, im Moor, in Wäldern, Gärten und Kuhställen fotografierend anzutreffen. Da sind die Backdrops nämlich schon :)
Danke, liebe Fotofamilie, dass ich eure Bilder zeigen darf!



Ha! Ein Backdrop! Aber ich muss zugeben, dass petrolpunktefarbenes Geschenkpapier einfach zu passend war für die Punktemütze und diese Jacke!










3 Kommentare:

  1. ..............mir fehlen die Worte,
    schlicht, einfach, umwerfend
    die besten Locations findet man doch immer in
    der Nachbarschaft und hier auf dem Lande im
    besonderen. Klasse Arbeit,

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  2. Wow! So tolle Bilder! Mir gefallen die Fotos 4-6 am besten :) Die Atmosphäre ist echt super und die Farben klasse.

    Liebe Grüße ♥

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  3. Lieben Dank!

    So eine spezielle Fotolocation macht auch eine spezielle Stimmung :)

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